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Stärken oder Schützen – warum nicht beides?

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BEARBEITUNGSDAUER 15 MINUTEN

 

Das Logo dieser Website und des zugehörigen Forschungsprojekts „SOSdigital“ steht für „Stärken oder Schützen – in digitalen Medien“. Die Formulierung „Stärken oder Schützen“ löst immer wieder unterschiedliche Reaktionen und Interpretationen aus. Häufig sorgt das „oder“ für Irritation: Müsste es nicht eher „Stärken und Schützen“ heißen?

Die Formulierung „Stärken oder Schützen“ verweist auf eine bestimmte Richtung der pädagogischen Forschung und Theorie. Sie untersucht und begründet, wie professionelles pädagogisches Handeln durch grundlegende Spannungsverhältnisse gekennzeichnet ist (Combe und Helsper 2002; Helsper 2016). Diese werden Antinomien genannt. Schlömerkemper (2017, S. 29) definiert Antinomien als …

„verschiedene Positionen, die sich logisch mehr oder weniger ausschließen, gleichwohl als gleichwertig erachtet werden. Sie kommen in konkreten Situationen mit wechselndem Gewicht zur Geltung. Einer der Pole kann dabei so ‚dominant‘ werden, dass der andere nur ‚latent‘ mitschwingen kann. Dieser wird aber nicht bedeutungslos, er kann (bewusst oder unbemerkt) wirksam bleiben.“

In diesem Sinne bezieht sich das „oder“ in „Stärken oder Schützen“ darauf, dass sich die Positionen widersprechen, ohne dass eine von ihnen falsch ist. Beide sind wichtig und richtig. Sie können als Pole eines Spannungsfeldes betrachtet werden, das es auszubalancieren gilt.

Beispiele für dieses Spannungsfeld sind:

Stärken oder Schützen in der pädagogischen Praxis

In der pädagogischen Praxis geht es immer auch um konkrete Personen und Situationen. Dies kann es schwierig machen, die Antinomie von Stärkung und Schutz auszubalancieren. Alter und Entwicklungsstand, kognitive und körperliche Fähigkeiten sowie soziale Beziehungen und Dynamiken müssen berücksichtigt werden. Konkret bedeutet das beispielsweise:

  • Ein sechsjähriges Kind braucht eine andere Aufklärung über sexualitätsbezogene Inhalte im Internet als ein sechzehnjähriger Junge.
  • In einer Schulklasse, in der ein starker Gruppenzwang herrscht, müssen pädagogische Fachkräfte möglicherweise besondere Vorkehrungen treffen, um den Schutz der Privatsphäre zu gewährleisten.
  • Ein Kind mit einer leichten geistigen Behinderung benötigt möglicherweise Unterstützung und Erleichterungen, um die eigene digitale Identität eigenverantwortliche gestalten zu können.

Antinomien werden in der Praxis als Situationen erlebt, in denen man sich mit widersprüchlichen Anforderungen konfrontiert sieht, die beide gerechtfertigt oder notwendig erscheinen. Diese Widersprüche sind oft nicht leicht aufzulösen und erfordern eine sorgfältige Abwägung, um zu einer praktikablen Entscheidung zu gelangen. Es kann auch sein, dass diese Widersprüche gar nicht wahrgenommen werden. Antinomien sind nicht per se offensichtlich. Es lohnt sich, den Blick für sie zu schärfen und verschiedene Aspekte im Umgang damit zu berücksichtigen.

Jetzt sind Sie gefragt!

Im Folgenden können Sie anhand von drei Beispielen

  • den Blick für das Spannungsfeld zwischen Stärkung und Schutz schärfen,
  • Handlungsmöglichkeiten dazu durchspielen
  • und sich in einem fiktiven Dialog mit Fachkräften aus den Bereichen Medienpädagogik, Sexualpädagogik und Prävention sexualisierter Gewalt erproben.

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Verwendete Literatur

Combe, Arno; Helsper, Werner (2002): Professionalität. In: Hans-Uwe Otto, Thomas Rauschenbach, Peter Vogel und Karin Bock (Hg.): Erziehungswissenschaft: Professionalität und Kompetenz. Opladen: Leske + Budrich, S. 29–47.

Helsper, Werner (2016): Antinomien und Paradoxien im professionellen Handeln. In: Michael Dick, Winfried Marotzki und Harald A. Mieg (Hg.): Handbuch Professionsentwicklung. Stuttgart, Bad Heilbrunn: UTB; Klinkhardt, S. 50–62.

Schlömerkemper, Jörg (2017): Pädagogische Prozesse in antinomischer Deutung. Begriffliche Klärungen und Entwürfe für Lernen und Lehren. Weinheim: Beltz.