In der sexualpädagogischen Arbeit spielt es eine große Rolle, woher Kinder und Jugendliche ihr Wissen beziehen und wie dadurch ihre Vorstellung von Sexualität und Beziehungen geprägt werden. Das Internet ist für Jugendliche eine wichtige Wissensquelle im Bereich Sexualität – mit steigender Tendenz. In der 9. Welle der repräsentativen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu Jugendsexualität wurden Jugendliche und junge Erwachsene befragt, woher sie ihre Kenntnisse über Sexualität und Verhütung haben.
Sie sind gefragt: Was schätzen Sie, wie viel Prozent der befragten 14- bis 17-Jährigen hat 2019 angegeben, dass ihre Kenntnisse zu Sexualität und Verhütung überwiegend aus dem Internet stammen?
Die Studie zeigt, dass das Internet für 14- bis 17-Jährige neben persönlichen Gesprächen mit den Eltern oder den besten Freund*innen sowie dem Schulunterricht eine der wichtigsten Informationsquellen im Bereich Sexualität ist (Scharmanski/Hessling 2021: 4). Im Langzeittrend verdeutlicht die Studie, dass das Internet von Jugendlichen seit 2001 stetig häufiger als eine der relevantesten Quellen der Sexualaufklärung benannt wird (ebd.).
Informationen zu Sexualität erhalten junge Menschen nicht nur durch gezielte Suche im Internet, sondern auch, wenn sie sich auf Social Media Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube bewegen. Das Informationsangebot in Social Media weist eine große Bandbreite hinsichtlich Qualität und Fachlichkeit auf. In einer Inhalts- und Qualitätsanalyse deutschsprachiger Verhütungsinformationen in sozialen Medien wurden Top-Beiträge auf YouTube, TikTok und Instagram untersucht (Döring et al. 2023). Von den 1.000 analysierten Beiträgen stammen 52 % von Gesundheitslaien wie Influencer*innen und 17 % von Gesundheitsprofis. Die Studie bewertet die Qualität der Beiträge anhand von Kriterien wie der Verwendung verlässlicher Informationsquellen und der Ausgewogenheit der Informationsdarstellung. Die Autor*innen stellen fest, dass 62 % der untersuchten Beiträge eine geringe, 33 % eine moderate und 5 % eine gute Qualität aufwiesen.
Aus einer sexualpädagogischen Perspektive ist es daher wichtig, Kinder und Jugendliche einerseits in ihrem Informationsbedürfnis anzuerkennen und sie andererseits zu befähigen, Quellen kritisch zu hinterfragen, um Verunsicherungen im Bereich Sexualität entgegenzuwirken.
Suchen Sie das offene Gespräch mit Kindern und Jugendlichen und gehen Sie darauf ein, welche evidenzbasierten Wissensquellen Sie selbst gerne nutzen. Vermitteln Sie ihnen, dass sie mit ihren Unsicherheiten und Sorgen nicht alleine sind, dass man nicht immer alles wissen muss und dass es andere gibt, die im Bereich Sexualität genauso unsicher sind wie sie selbst.